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 Betreff des Beitrags: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 01.12.2018, 00:33 
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Liebe Alle,

ab morgen öffnen wir hier wieder bis zum 24. Dezember ein Türchen. Lasst Euch überraschen.

Kommentare etc. bitte im separaten Thread „Kommentare zum Adventskalender 2018“ posten.

LG, Petra :xmas:

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„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz)


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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 01.12.2018, 03:28 
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1. Türchen

Der sprechende Adventskalender
Von Ungeduld, Gummibärchen und einem Bären

Wie ein Bär sieht Pits Adventskalender aus. Im Bauch dieses Adventskalenderbären klappert es.

Pit ist neugierig. Er öffnet das erste Türchen und findet ein Gummibärchen. Es schmeckt nach Honig. Wie lecker! Nun hat Pit einen Appetit auf Gummibärchen, die nach Honig schmecken. Er öffnet das zweite, das dritte, vierte, das zehnte, das zwanzigste und das letzte Türchen. Lauter honiggelbe Gummibärchen sind im Bauch des Bären versteckt und die isst Pit nun alle auf.

„Du bist gar nicht so übel, du Kalenderbär“, sagt er und grinst.
Und Bär grinst zurück. Pit sieht es genau. Und noch etwas sieht er. Einen Adventskalender mit vierundzwanzig leeren Türchen.
„Jetzt habe ich keinen Adventskalender mehr. Was bin ich blöd!“ Pit kämpft mit den Tränen.
„Nicht weinen!“, brummt es da. „Kindertränen tun weh.”
Pit linst zu dem Bären hinüber. „Hast du da eben gesprochen?“
„Wer sonst?“, brummt der Bär. „Und nun mach bitte die Türen in meinem Bauch wieder zu! Es zieht.“
„Und du bist mir nicht böse wegen der Gummibärchen?“, fragt Pit.
„Böse?“, lacht der Bär. „Nein. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du die alle aufgegessen hast. Sie lagen mir nämlich etwas schwer im Magen.“
Da muss Pit auch lachen. „Jetzt habe ich ein dummes Gefühl im Bauch. Es stimmt. Sie fühlen sich ganz schön schwer an.“

Dann fällt ihm die Sache mit den vierundzwanzig Türchen wieder ein und er seufzt. „Nun habe ich keinen Adventskalender mehr.“
„Du hast mich“, sagt der Bär. „Wir können uns jeden Tag eine Weile unterhalten. Das ist doch auch ganz nett, oder?“
„Und wie!“ Pit freut sich. „Das ist sogar netter als 1001 Gummibärchen und mehr. Wer hat schon einen Adventsbären, mit dem er sich unterhalten kann?“

Und während Pit vorsichtig die vierundzwanzig Türchen wieder zudrückt, zwinkern sich die beiden zu, Pit und der Adventsbär aus Pappe.

© Elke Bräunling


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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 02.12.2018, 09:17 
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2. Türchen

Die Feldmaus Frederick

Rund um die Wiese herum, wo Kühe und Pferde grasten, stand eine alte, alte Steinmauer.
In dieser Mauer, nahe bei Scheune und Kornspeicher, wohnt eine Familie schwatzhafter Feldmäuse.
Aber die Bauern waren weggezogen, Scheune und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald
Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln.
Alle Mäuse arbeiteten Tag und Nacht. Alle, bis auf die Maus Frederick. „Frederick, warum arbeitest
du nicht?“ fragten sie. „Ich arbeite doch“, sagte Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die
kalten, dunklen Wintertage. “Und als sie Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: „Und nun,
Frederick, wir sind alle am Arbeiten, was machst du jetzt?“ „Ich, ich sammle Farben“, sagte er nur,
„denn der Winter ist lang und grau.“

Und einmal sah es so aus, als sei Frederick halb eingeschlafen, während die anderen hart schufteten.
„Träumst du, Frederick?“ fragten die Mäuse vorwurfsvoll. „Aber nein“, sagte er, „ich sammle Wörter.
Es gibt lange, dunkle Wintertage und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen. “
Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die fünf kleinen Feldmäuse in ihr
Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen, und die Mäuse
erzählten sich Geschichten, über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie
glücklich! Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war alle
und an die Körner konnten sie sich kaum noch erinnern.

Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner wollte mehr sprechen.
Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte.
„Frederick!“ riefen sie, „was machen deine Vorräte?“ „Macht die Augen zu“, sagte Frederick und
kletterte auf einen großen Stein. „Jetzt schicke ich euch Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm
sie sind? Warm, schön und golden?“ Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den
vier kleinen Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme gemacht hatte? Oder war es ein
Zauber? „Und was ist mit den Farben, Frederick?“ fragten sie aufgeregt. „Macht wieder eure Augen
zu“, sagte Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld
und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sah sie die Farben so klar und deutlich vor
sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen. „Und die Wörter, Frederick?“ Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab: „Wer streut die Schneeflocken, wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes
Wetter, wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran?

Wer verdunkelt den Tag, wer zündet die Mondlampe an? Vier kleine Feldmäuse, wie du und ich, wohnen im Himmel und denken
an dich. Die erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus
die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln
braucht die Wintermaus, für ihre kalten Füße. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier
Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten. “Als Frederick
aufgehört hatte klatschten alle fröhlich, lachten und riefen: „Frederick, du bist ja ein Dichter! “
Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: „Ich weiß es, ihr lieben Mäusegesichter.“

@Leo Leonni

Liebe Grüße Melanie :-)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 03.12.2018, 07:42 
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3. Türchen

Nußknacker, du machst ein grimmig Gesicht
– ich aber, ich fürchte vor dir mich nicht;
weiß, du meinst es gut mit mir.
Drum bring‘ ich meine Nüsse dir.
Ich weiß, du bist ein Meister im Knacken:
Du kannst mit deinen dicken Backen
gar hübsch die harten Nüsse packen
und weißt sie vortrefflich aufzuknacken.
Nußknacker, drum bitt‘ ich, bitt‘ ich dich,
hast bessere Zähn‘ als ich, Zähn‘ als ich,
O knacke nur, knacke nur immerzu!
Ich will dir zu Ehren die Kerne verzehren.
O knacke nur, knack knack knack! Immerzu!
Ei, welch ein braver Kerl bist du!
(Hoffmann von Fallersleben)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 04.12.2018, 09:15 
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4. Türchen

Vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße Frieden.
Mein Licht leuchtet,
aber die Menschen halten keinen Frieden. "
Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße Glauben.
Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen.
Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne."
Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort.
"Ich heiße Liebe.
Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen. "
Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte:
"Aber, aber, Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Und fast fing es an zu weinen.
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort.
Sie sagte: "Hab keine Angst!
Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden.
Ich heiße Hoffnung."
Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder .

Liebe Grüße Melanie :-)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 05.12.2018, 09:10 
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5. Türchen

Wihnachtswunsch

Wihnachten, een Tied to'n Besinnen.
Höör doch mal bi Di na binnen,
wat dien Seel so fölen deiht
un wo dien Hart de Sinn na steiht!
Du warst sehn, Erfolg und Gild
sünd nicht allens op de Wilt!

Höör mal annern Münschn to,
dat maakt so menningeen al froh,
wenn ha mal mit een snacken kann,
wenn een Annern höört mal an,
wat al langen op em liggt
un sünst he in sik rinner swiggt.

Nemm maal eeen richdig Book to Hand,
dat gifft villicht een anner Stand.
Dien egen Leven to bekieken,
maal in Rooh dat to verglieken,
un Du finnst, so as dat steiht
wedder miehr Tofredenheit!

Gah swiegens maal dör ne Natuur
wo allens liggt nu op de Luur
dat de Winter geiht to Enn'n
luustert na dat Vörjahr hen.
Sallst maal sehn, dat deiht Di goot,
gift op eefach Aart Di nee'en Moot!

Besinn Di mal un hool mal still
wo Di dien Seel wat seggen will.
Un do denn maal wat Du hest höört -
ok wenn dat dien Termine stöört.
Dat wünsch wi för de Wihnachtstied
all de Mischen wiet un siet!

@ Arne Bruhn

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 06.12.2018, 08:48 
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Der Bratapfel
Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel,
der Kipfel, der Kapfel,
der gelbrote Apfel.
Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel!
Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.
(Bayrisches Volksgut)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 07.12.2018, 12:38 
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Die Geschichte vom Gänseblümchen
Mitten in einem Park in einer großen Stadt standen viele Blumen!
Wunderschön anzuschauen! In einem Beet stand neben einer prächtigen großen roten Rose ein kleines Gänseblümchen! Alle Leute, die stehen blieben, bewunderten die prächtige rote Rose! Für das kleine Gänseblümchen hatten sie höchstens abfällige Bemerkungen parat! Die Rose bildete sich viel darauf ein! Zum Gänseblümchen sagte sie: "Ich bin ja auch schön! Groß, prächtig! Mich wollen die Leute sehen! Du dagegen bist es nicht wert! "Das machte das Gänseblümchen sehr traurig! Den nächsten der stehen blieb um die wunderschöne rote Rose zu bewundern fragte das kleine Gänseblümchen leise: "Warum bewunderst Du die rote Rose und wenn Du mich siehst verziehst du das Gesicht? "Sie bekam als Antwort: "Du bist so klein und winzig! Du bist es nicht wert!" Das kleine Gänseblümchen wurde noch kleiner und noch trauriger! Sie machte sich ganz klein! Damit wirklich keiner sie mehr sehen konnte und sie verletzen konnte! So verging lange Zeit wo alle immer stehen blieben um die wunderschöne rote Rose zu bewundern!

Eines Tages hörte das kleine Gänseblümchen wie jemand sagte: "Du bist aber wunderschön! Warum machst Du Dich so klein?" Sie wunderte sich, noch nie hatte jemand die wunderschöne rote Rose als klein bezeichnet! Sie sah vorsichtig hoch! Und erschrak! Vor dem kleinen Gänseblümchen im Gras saß jemand, der sich zu ihr heruntergebeugt hatte und sie ansah! Das verwirrte das kleine Gänseblümchen so sehr, das sie Angst bekam! Und noch ein bisschen winziger wurde! Sie fragte leise: "Wer bist Du?" Als Antwort bekam sie zu hören: "Ich bin ein Freund wenn Du magst! Schon lange gehe ich ohne Freude durch diesen Park! Dich habe ich nie gesehen! Nun, da ich Dich entdeckt habe, habe ich einen Grund, jeden Tag zu kommen! Und einen Grund mich sehr zu freuen!" Mit diesen Worten stand er auf und ging! Aber am nächsten Tag zur gleichen Zeit war er wieder da und freute sich über das Gänseblümchen! Das kleine Gänseblümchen sagte: "Aber ich bin es doch nicht wert!" Ihr neuer Freund sagte: "Doch kleines Gänseblümchen! Du bist sehr viel wert! Es kommt nicht auf die Größe an! Nicht darauf wie Du aussiehst! Sondern darauf wer Du bist!" Auch mit diesen Worten stand er wieder auf und ging! Und in dem Herz des Gänseblümchens hatte sich ein winziger, noch sehr kleiner, Funke entzündet! Ein Funke der Hoffnung. Nun kam ihr Freund jeden Tag, sie sprachen viel miteinander! Und unbemerkt wurde das Gänseblümchen jeden Tag ein Stück größer und ein wenig weniger traurig! Der kleine Funke der Hoffnung wurde größer und größer! Und es kamen andere kleine Funken hinzu! In dem Moment noch sehr klein und leicht auszublasen! Aber sie wuchsen von Tag zu Tag mit! Das waren der Funke des Vertrauens und der Funke der Liebe! Der Gedanke, das sie nichts wert ist, saß tief! Aber langsam wurde er schwächer und schwächer! Dank ihrem Freund, der Tag für Tag kam und das Gänseblümchen einfach lieb hatte! So wie es war!

Daraus entstand eine lange Freundschaft! Auch der Freund war mal traurig! Aber inzwischen hatte das Gänseblümchen soviel Kraft, das sie auch für ihn da sein konnte. Und das machte sie noch glücklicher! Durch die Freundschaft, die Liebe, die Hoffnung, das Vertrauen, das Glück wuchs und wuchs das kleine Gänseblümchen! Dass es nichts wert sein sollte, hatte es fast vergessen! Und wenn mal jemand kam, der über sie herzog, machte es ihr nichts mehr aus! Sie hatte ja ihren Freund!

Als ihr Freund eines Tages kam, stellten sie beide fest, das aus dem kleinen traurigen Gänseblümchen ein großes glückliches Gänseblümchen geworden war!

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 08.12.2018, 10:02 
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8. Türchen

Der Karpfen kocht, der Truthahn brät,
man sitzt im engsten Kreise
und singt vereint den ersten Vers
manch wohlvertrauter Weise.
Zum Beispiel “O, du fröhliche”,
vom “Baum mit grünen Blättern” –
und aus so manchem Augenpaar
sieht man die Tränen klettern.
Die Traurigkeit am Weihnachtsbaum
ist völlig unverständlich;
man sollte lachen, fröhlich sein,
denn ER erschien doch endlich!
Zu Ostern – da wird jubiliert,
manch buntes Ei erworben!
Da lacht man gern – dabei ist er
erst vorgestern gestorben.
(Heinz Erhardt)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 09.12.2018, 12:23 
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9. Türchen

Knecht Ruprecht - von Theodor Storm

Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Überall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich strolch' durch des finstern Tann
da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell´
heb deine Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an
das Himmelstor ist aufgetan
alt und jung sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruh’n
und morgen flieg ich hinab zur Erden
denn es soll wieder Weihnachten werden!"

Ich sprach: "Oh lieber Herre Christ
meine Reise fast zu Ende ist
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat."
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier
denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern."
"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil den rechten!"

Christkindlein sprach: "So ist es recht,
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hier innen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 10.12.2018, 09:53 
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10. Türchen

Weihnachtsrezept

Man nehme
eine große Portion liebevoller Gelassenheit,
Freude, Humor und Dankbarkeit zu gleichen Teilen,
eine kräftige Prise Toleranz.
Dann mische man alles sorgfältig,
bis es sich gut verbindet.
Je nach Geschmack mit etwas milder Güte abschmecken.
Gemeinsam genießen!
Guten Appetit!


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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 11.12.2018, 17:36 
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Das 11. Türchen...wieder eine Geschichte

Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit


Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüstere die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.
"Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber ...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"
"Ich ... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."
Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen." "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet.
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
"Weine nur, Traurigkeit", flüstere sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber ... aber wer bist eigentlich du?"
"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 12.12.2018, 12:40 
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12. Türchen

Advent gesehen

Hurra, hurra, ich habe den Advent gesehen!
Er hatte eine Kerze in der Hand
und auf dem Kopf ein rotes Band.
Ein grünes Kleid trug er
und Schuhe ziemlich schwer.
Er sang ein Lied von Hoffnung oder so,
verteilte Kekse und alle waren froh.
Hurra, hurra, ich habe den Advent gesehen!

(© Hanna Schnyders)

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 13.12.2018, 09:53 
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13. Türchen

Die Geschichte des Mönchs

Ein in Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so gesammelt sein könnte.

Er sagte:
Wenn ich stehe, dann stehe ich
wenn ich gehe, dann gehe ich
wenn ich sitze, dann sitze ich
wenn ich esse, dann esse ich
wenn ich spreche, dann spreche ich

Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: Das tun wir auch, aber was machst du noch darüber hinaus?

Er sagt wiederum:
Wenn ich stehe, dann stehe ich
wenn ich gehe, dann gehe ich
wenn ich sitze, dann sitze ich
wenn ich esse, dann esse ich
wenn ich spreche, dann spreche ich

Wieder sagten die Leute: Das tun wir doch auch!

Er aber sagte zu ihnen:
Nein, wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel!

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 Betreff des Beitrags: Re: Adventskalender 2018 - Türchen
BeitragVerfasst: 14.12.2018, 14:51 
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14. Türchen

Ich hab’ in den Weihnachtstagen –
Ich weiß auch, warum –
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.
Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.
Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abend noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.
Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsenuppe und Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.
Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.
Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat’s an der Tür gepocht.
Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: “Herein!”
Ich zog mich aus und ging leise
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.
(Joachim Ringelnatz)

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