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 Betreff des Beitrags: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 03.01.2013, 13:35 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi,

habe soeben diesen Blogbeitrag verfasst und stelle es auch hier ein.

Die Schweiz hat die Verjährungsfrist für schweren sexuellen Missbrauch an unter 12jährigen abgeschafft. Die Schweiz hat ein anderes politisches System, das Volk kann durch Eingaben direkt auf die Politik einwirken und die Entscheidungen von Bundesrat und Bundestag damit "aushebeln". In Deutschland haben wir ein anderes politisches System, die direkte Einflussnahme auf die Politik ist nicht möglich wegen der Erfahrungen im 3. Reich, da "Meinungsmache" damals zu Hitlers Machtergreifung führte.
Auch wenn ich eine gewisse Skepsis bezüglich direkter Volksentscheide habe, so bedauere ich doch in diesem Falle, dass das nicht auch in Deutschland geht. (Andererseits- in einigen anderen Bereichen ist es auch ein Schutz)

HIer der Artikel

http://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaf ... d=34612082

Einige glauben, es würde keine Verbesserung geben, da Opfer sich mit der Anzeige Zeit lassen würden. Ich meine, das tun sie eh- nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie vorher nicht können. Zumindest bei Mehrfachtätern und Missbrauch in Organisationen und Gruppen erhoffe ich mir hier eine deutliche Verbesserung. So wird im Falle des 30 Jahre zurückliegenden Missbrauchs wenigstens ermittelt- und so können Kinder geschützt werden, die vielleicht immer noch betroffen sind, aber zu jung um sprechen zu können.

Abgesehen davon bin ich "genervt" davon, dass Poltik oder irgendwelche Fachkräfte einem Betroffenen sagen wollen, was "für sie gut" oder "besser" sei und was ihnen nicht hilft. Bei mir selbst ertrage ich es auch nicht, wenn mir jemand etwas verbietet mit der Begründung, er meint ich tue mir damit keinen Gefallen. Jeder ist erstmal Experte für sich selbst und nur man selbst wird mit den Konsequenzen ja auch leben.

Wie seht ihr das? Gibts auch ne Chance für uns in Deutschland das zu schaffen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 03.01.2013, 16:28 
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Registriert: 02.08.2011, 11:13
Beiträge: 174
Hallo Pu

Ich war auch ein Kind, und ich konnte keine Anzeige machen, weil ich mich zum einen nicht wusste, was er da mit mir gemacht hatte als Kind, und zum anderem jetzt als erwachsener Mann, traue ich mich auch keine Anzeige mehr machen, weil sich e nichts ändern würde, oder?

In Österreich gibt es leider noch eine Verjährungsfrist,
was eine bodenlose Unverschämtheit ist!!! Soviel ich weiß kann man nach 10 Jahren noch eine Anzeige
machen. Mein Fall liegt jetzt 20 Jahre zurück, und ich weiß das meine Zeit abgelaufen ist. Selbst wenn ich jetzt eine Anzeige machen würde gegen meinen Erzier. Ich kann es nicht, weil ich nur seinen Vornamen kenne, aber leider nicht seinen Familiennamen.

Aber die „Verjährungsfrist“ muss restlos abgeschafft werden, und das in allen Ländern!!! Was ist mit die jenigen die denn Mut dazu haben, eine Anzeige zu machen?! Menschen die den Mut dazu haben eine Anzeige zu machen, haben den größten Respekt von mir. Denn ich konnte mich leider niemanden mich anvertrauen weil ich mich zuviel schämte...

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Man findet nur das „Licht der Hoffnung“, wenn man immer an „Hoffnung“ glaubt. Auch wenn es am „Anfang“, nicht gleich findet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 03.01.2013, 18:01 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
HI LIghthope,

ich verstehe dich gut. Es muss ja auch nicht jeder- wichtig wäre aber, dass jeder KÖNNTE wenn er wollte. In Deutschland tun die sich auch schwer damit- behaupten auch, es wäre für die Opfer besser, wenn sie es nach so langer Zeit nicht tun würden, da sie enttäuscht werden könnten. Da wird mir übel, wenn jemand von außen mit dem Argument kommt, dass er für den anderen besser entscheiden kann. Ich finde, nur der Betroffene selbst sollte entscheiden. Ich kenne Leute hier, die anzeigen wollten und denen gesagt wurde, es könne nicht mal ermittelt werden, denn es sei verjährt. Nicht mal ermittelt- nicht mal nachgeschaut, ob noch immer Kinderkontakt besteht. Das ist unglaublich mies.

Für deinen Fall: Wenn man den Nachnamen nicht weiß, macht das doch nichts. Der kann ja von den Behörden ermittelt werden. Oft weiß man ja einen Ort, eine Personenbeschreibung oder sonstwas. Etwa die Arbeitsstelle desjenigen oder sowas.

Aber wie gesagt, bei dir gehts auch wegen Verjährung nicht mehr und das tut mir leid und ich kann dich auch verstehen, wenn du nicht magst. Denn der Umgang mit Opfern vorm Gericht ist wirklich unterstes Mittelalter.

LG,

Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 03.01.2013, 20:19 
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Registriert: 02.08.2011, 11:13
Beiträge: 174
Hallo Pu

Ich danke dir für die lieben Worte, da wird man echt gut verstanden hier im Forum. Dinge wo nur ihr eine Ahnung habt, und natürlich auch meine Therapeutin, aber der Rest hat davon „0 Ahnung!“ Ich weiß jetzt nicht ob ich traurig oder mich freuen soll, dass es eine Verjährungsfrist gibt? Aber eines steht fest, die „Verjährungsfrist“ muss abgeschafft werden, denn unter uns Opfern gibt es auch mutige Menschen die eine Anzeige machen, und nebenbei sogar an die Öffentlichkeit gehen, dass Sie endlich gesehen werden! Aber Sie selbst werden immer wieder enttäuscht, weil es heißt: „Sie können keine Anzeige mehr machen! Warum sind Sie nicht schon früher gekommen?! Warum kommen Sie erst jetzt?! Kann man Ihnen überhaupt Glauben schenken?“ Usw. etc.

Solche Beiträge lese ich immer im Internet, und der Weißering tut alles dafür, dass es uns mal endlich gut geht.

Hier der Link:
http://derstandard.at/1339638469530/End ... atastrophe

Hier sind auch schon alle Fälle verjährt. Ich war im Julius-Tandler Heim. Aber der Weißering hat mir eine Entschädigung zugesprochen, und ich bin auch entschädigt worden. Die Leiterin von Weißenring „Frau mag. Marianne Gammer“ tut alles für uns. Aber gegen die „Politik“ können wir eben nichts machen, weil Sie eben alles unter dem Teppich kehren... Was auch unter aller Sau ist! Entschuldigung das ich jetzt so reagiere, aber das ist einfach nicht fair uns gegenüber!

Der Weißering hat sehr viel für uns gemacht, denn diese Heime gibt es heute nicht mehr, (Zumindest in Wien, Österreich), wie:

„Schloss Wilhelminenberg“, wo es Massenvergewaltigungen gab. Da gibt es so viele Berichte über Opfern, wo Sie schon berichtet haben.

Ute Bock (ehemalige österreichische Erzieherin), soll von den ganzen nichts gewusst haben. Sie war die jenige die, die anderen Erziere ausgebildet hatte. Endlich gut, dass diese Einrichtungen in die Heimen geschlossen wurden, meins war das „Julius-Tandler Heim“, das 1998 geschlossen wurde.

Hier der Link über das Julius-Tandler Heim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Julius-Tan ... ienzentrum

Mein Fall:

20 Jahre ist es jetzt her... Und ich bin erst jetzt bereit darüber mit einer Therapeutin zu reden, denn „Verjährungsfristen“, ist auch bei uns Thema. Und Sie sagt mir immer: „Die kehren alles unter dem Teppich.“ Damit hat Sie leider recht. Ich habe schon oft dran gedacht, eine Anzeige gegen meinen Erzier zu machen, aber ich trau mich einfach nicht, denn ich möchte ihm nie mehr wieder sehen. Ich würde eine Begegnung mit im nicht mehr aushalten....!!!! Ich mache jetzt eine Therapie seid zwei Jahren, und es tut mir sehr gut mit ihr. Und selbst wenn ich jetzt eine Anzeige machen will, es würde sich nichts mehr ändern daran, weil es bei mir jetzt 20 Jahre her ist. Meine Zeit ist abgelaufen... Ich denke, es ist auch gut so, denn ich möchte dieses Schwein nie mehr wieder über den Weg laufen. Und vor Gericht, würde ich e meinen Mund nicht aufkriegen, wenn er in meiner Nähe wäre.

Wieder zurück zum Thema:

In Deutschland kenne ich mich leider nicht gut aus, was die Verjährungsfrist angeht. Aber es ist eine Frechheit, das es so was überhaupt gibt! Gegen eine Verjährungsfrist machen die Politiker nichts dagegen. Aber die Hauptsache ist, es wird alles teurer... So das man sich nichts mehr leisten kann. Und die Politiker streiten über Dinge die völlig unölig sind. Also echt, ihre Sorgen möchte ich haben.

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 Betreff des Beitrags: Re: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 04.01.2013, 00:29 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi Lighthope,

finde es sehr mutig, dass du deinen Fall erzählst. Wirklich stark!
Erschreckend ist, dass im Wikipediaartikel nichts steht von dem, was im anderen Artikel steht. Da sieht man mal, wie sehr vertuscht wird und wie wenig das an die öffentlichkeit kommt. Gut, dass der weiße Ring dir eine Stütze sein kann.

LG,

Pu

P.S. Eines Tages wird auch hier die Verjährungsfrist fallen. Dass es die Schweiz gemacht hat, hat mir Hoffnung gegeben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Verjährungsfrist in der Schweiz gefallen
BeitragVerfasst: 04.01.2013, 14:52 
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Registriert: 02.08.2011, 11:13
Beiträge: 174
Pu, wie recht du hast! Im Wikipedia steht nicht sehr viel drin, was die Fälle angeht. Dennoch steht sehr viel drin was die NS – Zeit angeht, und dennoch war mein Erzier vom alten Schlag getroffen, weil im ihn ein Nazi steckt, denn er meinte immer zu uns Heimkindern: „Ich bringe euch schon Zucht und Ordnung bei! Das hätte es im Dritten Reich nicht gegeben!“ Und als Kind war mir nicht klar, was er immer mit seinen Dritten Reich meinte. Heute weiß ich es.

Der Weißering tut alles für uns, das es uns endlich gut geht. Ich danke dir Pu! Der Weißering ist mir eine große Stütze, und ich habe Ihnen sehr viel zu verdanken... Ich wüsste nicht was ich ohne ihm machen würde. Mein Fall ist zwar abgelaufen und interessiert heute niemanden mehr, weil es eben 20 Jahre her ist. Aber mich interessiert Es, denn ich lasse mich nicht mehr ausschlissen von ihnen, als wäre nichts passiert. Ich bin jetzt lange genug davor geflohen... Ich möchte/werde nicht mehr davon weglaufen. Damit meine ich, dass ich eine sehr gute liebe Therapeutin habe, mit der ich einfach über alles reden kann, und nach jeder Stunde wenn ich wieder nachhause komme, kommt endlich mehr Licht in die Dunkelheit rein, und mir geht es wieder besser. Was ich in Zukunft noch vorhabe, weiß ich noch nicht.

Ich frag mich überhaupt, warum es so was wie eine Verjährungsfrist überhaupt gibt?! Das heißt soviel wie, pechgehabt. Was auch in mein Fall der Fall ist! Aber die jenigen die den Mut dazu überhaupt haben eine Anzeige zu machen, die gehen natürlich leer aus, denn es gibt auch Fälle die schon mehr als was weiß ich zurückliegen. Ich hätte e nicht den Mut dazu, weil ich zuviel angst habe und mich noch heute schäme. Und wenn ich jetzt angenommen eine Anzeige machen würde gegen meinen Erzier, und nebenbei würde ich vor Gericht verlieren, würde ich das einfach nicht überleben!!! Ich bin froh, dass endlich meine Heimzeit vorbei ist, das kannst du mir glauben. Jetzt gibt es nur für mich die Zukunft und nicht die Vergangenheit, denn ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber die Zukunft sehr wohl, und ich mach jetzt das beste daraus!

Aber mich triggert immer noch, dass es noch überhaupt eine Verjährungsfrist gibt! Das muss einfach abgeschafft werden! Denn die jenigen die dazu stehen und sogar an die Öffentlichkeit gehen, haben ein Recht darauf, das Sie mal anerkannt werden, und nicht immer alles unter dem Teppich gekehrt wird.

LG Lighthope!

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