Ich habe heute den letzten der drei Bände beendet und somit alle gelesen:
>Sie nannten mich "Es" - der Mut eines Kindes zu überleben
>Der verlorenen Sohn - der Kampf eines Kindes um Liebe und Anerkennung
>Ein Mann namens Dave - Eine Geschichte von Triumph und Vergebung
Ich konnte keines der Bücher in einem Zug lesen und hätte das erste wohl niemals so gut verkraftet, wenn ich nicht auch noch den zweiten und besonders den dritten Band gelesen hätte. Der erste Band war für mich besonders erschreckend, da jede, aber wirklich jede Seite eine Schilderung von Greueltat um Greueltat darstellt, die die alkoholkranke Mutter ihrem Sohn antut und ihn so bis an den Rand des T*des m***h**lt. In Anbetracht dessen, ist es sicher gut gewählt, dass der Inhalt des ersten Kapitels vorrausgreifend Dave Pelzers Befreiung beschreibt und man in den fogenden Kapiteln erst einen Rückblende auf die vergangenen 13 Jahre seines Lebens erfährt. Mich bewegten nach diesem ersten Band viel Fragen, besonders zu den Hintergründen, wie zum Beispiel der Vergangenheit seiner Mutter und warum gerade er das Opfer dieser elterlichen Gewalt wurde, während seine Brüder 4 Brüder verschont blieben. Ein Versuch diese Fragen zu beantworten unternimmt der Autor erst im zweiten und dritten Band.
Insgesamt gesehen, kann ich die Bücher jedem Menschen empfehlen, der sich stark genug dafür fühlt mit so viel Leid und Gewalt in geballter Form klarzukommen. Ich glaube aber, es ist besonders wichtig, dass man alle Bände liest um den Lebensweg dieses, um seine Stärke bewundernswerten, Mannes nachvollziehen zu können.
Das ist ein Zitat aus dem letzten der drei Bände und enthält für mich eine wichtige Aussage, die Dave Pelzwer mit seiner Autobiografie treffen will:
"Auch heute, da ich im mittleren Lebensalter stehe, ist es mir dennoch nicht möglich, das ganze Ausmaß dessen völlig zu verstehen, was mir als Kind widerfahren ist. Wegen des Lebens, das sich heute führen kann, ist es mir, als wären meine früheren Erlebnisse niemals geschehen. Jeder von uns kennt kritische Situationen aus seiner Vergangenheit. Täglich sind wir alle mit dem einen oder anderen Dilemma konfrontiert. Da bin ich keine Ausnahme, weder jetzt noch früher. Als Kind glaubte ich von ganzem Herzen, dass ich, nach dem Überstehen meinen damaligen Höllenqualen nicht nur alles erreichen könnte, was ich mir vornahm, sondern das auch alles, was jetzt noch käme, nur noch leichter sein könnte. Aus diesem Grund handelt meine Geschichte auch nicht von meiner Rolle als Opfer von Kindesmisshandlung, sondern vielmehr von dem unbezwingbaren menschlichen Geist in uns allen. Ich habe außergewöhnliche Dinge durch gemacht, aber ich hatte das Glück, daraus zu lernen und als besserer Mensch daraus hervor zu gehen. Ich kann meine Vergangenheit nicht ändern, aber sie gibt mir auch nicht das Recht, sie als Krücke zu benutzen. Auch bin ich nicht dazu verdammt, Gefangener meiner Vergangenheit zu sein. Seit vielen Jahren lebe ich nach der Devise "Was mich nicht umbringt, macht mich nur noch stärker". Ich musste einfach nur als Kind lernen, mich wieder aufzurappeln. Es scheint, als wäre ich mein ganzes Leben lang unterdrückt worden, als hätte man mich ewig über den Tisch gezogen und als wäre ich dauernd auf die Nase gefallen. Doch mit Gottes Hilfe konnte ich irgendwie immer wieder auf stehen, Schäden reparieren und, nach vorne blickend, weitermachen. [...] Vielleicht liegt es an meiner Vergangenheit, dass die wichtigsten Dinge für mich immer noch die einfachsten sind: wärmende Sonnenstrahlen auf meinem Rücken, das Aufschauen in den klaren blauen Himmel. Bis heute möchte ich nicht einen Augenblick meines Lebens missen. Sollte jetzt alles zu Ende sein, dann habe ich gelebt, gelernt und wurde geliebt. Die wichtigste Lektion ist das Geschenk des Lebens und morgen kommt immer, ganz gleich was jetzt ist, ein neuer Tag Es gibt immer noch Augenblicke, in denen ich vom immensen Gefühl innerer Leere, von Schuldgefühlen und Angst überwältigt werde, dass mir jemand zu nahe kommen könnte. Das sind Gefühle, denen ich mich von Tag zu Tag widersetzen muss. [...] Wenn meine Zeit kommt, möchte ich gern in Bewusstsein entscheiden, dass meine Schuld gegenüber allen, die in meinem Leben von entscheidender Bedeutung waren, abgetragen ist. Und ich möchte den Frieden genießen zu wissen, dass das Krebsgeschwür von Misshandlung und Rache daran hindern konnte, auf all jene über zugreifen, die ich liebe."
LG
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