Ich habe mit grosser - möchte fast sagen "Begeisterung, ist aber wohl nicht das richtige Wort - mit grossem Interesse ein Buch gelesen, in dem eine Frau, als Kontrollperson eines multiplen Systems, berichtet. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Bildern, Tonarbeiten und anderen Hilfsmitteln versucht sie eine Darstellung der Entwicklung und des Lebens des "Systems", "damit bei "Aussenmenschen" (Therapeuten, Familienangehörigen, Freunden, Unwissenden) ein noch besseres Verständnis und Nachempfinden ermöglicht werden kann". Zu der Erkenntnis "Ich bin Viele!" führt die Autorin ein langer, oftmals schmerzhafter Weg. Die erlebten Grausamkeiten ihrer Kindheit bewirken eine Aufspaltung ihrer Persönlichkeit.
Die Leser/innen erfahren hautnah den Zerfall in verschiedene Innenpersonen, in Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Barbara, die Autorin, muss gleichzeitig das Leben mit ihren inneren Personen bewältigen, Therapien besuchen und als Alleinstehende ihre vier Kinder versorgen.
Ohne "Fachchinesisch", deutlich, klar, auch für Laien verständlich wird hier etwas beschrieben, das unter vielen meiner Kollegen noch immer höchst umstritten ist, das viele Menschen nicht verstehen, geschweige denn begreifen können. Ich möchte es allen empfehlen, die sich darüber informieren wollen, insbesondere auch Angehörigen, die wohl am meisten damit zu kämpfen haben - neben den Betroffenen selbst natürlich. Aber bitte Vorsicht! Wer sich nicht stark genug fühlt, sollte es vorsichtig lesen.
Das Buch:
[center]Mein Leben als Multiple oder Ein endloser Kampf von Barbara Nepeis Verlag Neue Literatur, 2002 gebunden, EUR 18,60[/center]
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