Hallo,
ich verändere den Thread, weil er "veraltet" und doch aktuell ist. Ich lebe in einer Beziehung mit einer Frau, die im Alter von 3 Jahren sexuell missbraucht wurde. Mittlerweile sind wir fast ein Jahr verheiratet. Das es schwierig ist versteht sich von selbst.
Dieser Thread ist also ein kleines Tagebuch. Die aktuellen Einträge befinden sich am Ende. Oft stehe ich vor paradoxen und beängstigenden Problemen. Oft habe ich das Gefühl, das mir alles über den Kopf wächst.
Dann freue ich mich über eine Nachricht. Oder einen konstruktiven Tip auf aktuelle Beiträge. Tips hab ich wohl immer nötig.
Dankeschön,
Jo
Tschüss.
und bitte hinten Weiterlesen.
Hallo, ich bin Joachim und ein „Verbündeter“, 33 Jahre alt. In Hochkommas, geschrieben, da ich mir eher wie ein verachtenswerter Feind vorkomme
.
Der Text ist lang, wie jede Geschichte hier kompliziert und ich brauche jemanden zum Reden…
Ich würde mich freuen, wenn es Leute gäbe, die sich hier durch quälen würden…
Meine Geschichte ist selbst nicht leicht und hier mal kurz erklärt: Ich bin in der neuapostolischen Kirche aufgewachsen.. Es ist eine Endzeitsekte, die wortwörtlich minütlich auf das Ende der Zeit warten. Normalerweise wird man ja als Kind auf das Leben vorbereitet. Ich wurde darauf vorbereitet heute, morgen, in einem Monat etc. zu sterben. Um die Dramatik für einen Außenstehenden kurz darzustellen: mir wurde in 20 Jahren über 100.000 Mal versichert, das ich bald sterben würde. Wenn ich mich drauf freue komm ich in den Himmel, sonst eher nicht. Das Um Mein Vater war eine Art Pastor in dieser Sekte.
Ich trat mit 19 aus. Meine Beziehungen verliefen eigenartig. Ich suchte mir immer verkorkstere Frauen. Ich traf eine Borderlinerin mit 28, die ich wahnsinnig liebte. Ich war wohl coabhängig zu diesem Zeitpunkt. Nach einem Jahr lief es nicht mehr gut und ich hatte so unaushaltbare Verlassensängste, das ich mich meiner alten Geschichte stellte. Ich machte ein Jahr Psychoanalyse etc. Es ging mir zunehmend besser. Ich war noch lange mit der Borderlinerin in sehr unguter Weise verbunden. Ich lernte meine Frau kennen. Im Laufe der Zeit machte ich noch diverse Sitzungen Fokussing, sehr zu empfehlen. Mir geht es so gut wie noch nie, auch wenn noch einige Stellen in mir bluten.
Meiner Frau habe ich die Geschichte ziemlich am Anfang erzählt als ich sie vor zwei Jahren kennenlernte. Ich wusste, ich könnte sie nicht verheimlichen. Ich hoffte sie würde verstehen und mir etwas entgegen kommen können. Weit gefehlt. Sie schien überhaupt nicht in der Lage zu sein sich in mich hineinzuversetzen.
Sie hatte mir von einigen Affairen erzählt, die sie hatte. Ich sagte mit mir würde das nicht funktionieren und wollte von ihr wissen, ob sie treu ist in einer Beziehung oder nicht. Sie rastete total aus. In Ihren Augen war Eis. Sie schrie den Satz: ICH SEH NUR DEINE SCHWÄCHE!. In dem Moment sah sie ziemlich schwach aus… Das nebenbei.
Ich lies nicht locker. Am Ende machten wir einen Kompromiss aus, sie willigte ein: Sie wäre ehrlich zu mir und würde mir nachträglich sagen, wenn sie etwas mit einem anderen haben würde. Dann hätte ich die Wahl, ob ich bei ihr bleibe.
Wichtig zu erwähnen ist, das es ihr weniger um sexuelle affairen ging als um das sich äussern. Sie flirtet halt, so unverbindlich trifft sie sich auf nette Abende. Sie liebt das Flirtspiel. Aber dann geht es eigenltlich nicht weiter. Sie kann ziemlich viel, nur ihre bedürfnisse und gefühle äussern geht nicht.
Sie erzählte mir von einem Missbrauch durch den Kindergärtner. Sie hat so weit es geht den Missbrauch verarbeitet. Irgendwie kommt es mir vor, als wären da noch viele Reste, die sie aber kategorisch ablehnt anzuschauen. Der Missbrauch dauerte wohl an die 5 Jahre.
Wir kamen zusammen. Irgendwann wurde es schwerer mit uns, der Sex seltener, ich ging nocheinmal in Therapie. Ich hing sehr an ihr und da sie nicht mit mir darüber sprechen konnte / mich nicht verstehen kann nahm sie mir alles übel.
Irgendwann schliefen wir noch einmal alle 6 Wochen miteinander. Ich merkte etwas stimmt nicht mit ihr, zwischen uns. Ich sprach sie an. Sie tickte aus. Immer wenn ich etwas ansprach tickte sie aus. Ich nahm mir vor noch einmal richtig Energie in die Beziehung zu stecken und wenn sich nix bewegen würde auszusteigen. Ich steckte Energie in die Beziehung, ließ nicht locker und redete mit ihr. Erzählte ihr von meinen Gefühlen, Ängsten und ermutigte Sie auch zu sagen, wie es ihr geht. Oft bin ich verzweifelt gewesen und sie hats stark gemerkt, besonders wenn sie mich wieder körperlich ablehnte und ich wollte mit ihr sprechen.
Seit dem Tag ging es aufwärts, unser Streit veränderte sich. Wir klärten Dinge etc. Sie hat etwa ein Jahrzehnt Fokussing gemacht und ist wirklich in der Lage sich zu verändern. Und ich denke ich bin das auch. Es war sehr produktiv.
Ich fragte Sie ob sie mich heiraten will. Sie willigte ein.
Unser Streitgespräch entwickelte sich weiter und förderte immer mehr Blockaden zu Tage und wenn wir sie benennen konnten arbeiteten wir daran. Es fühlte sich sehr produktiv an. Vom schönen Sex der Anfangstage: Nichts zu sehen.
In unserer Hochzeitsnacht schliefen wir nocheinmal miteinander. Das ist vor 5 Wochen gewesen. Wir waren sehr kurz aber schön auf Hochzeitsreise. Und dann fing es an: Sie zog sich total zurück. Es dauerte zwei Wochen bis wieder ein normales Wort aus ihr herauszubekommen war.
Sie sagte mir dann folgendes:
- Sie hätte die ganze Zeit versucht so zu sein, wie ich wollte. Sex, kuscheln etc, weil sie Angst gehabt hätte, das ich sie verlasse.
- Sie macht jetzt ihr Ding und alles, damit sie wider glücklich werden wolle
- Ich solle das auch tun (sie nimmt immer an, das das was ihr akut hilft auch mir helfen würde und durch meine Vorgeschichte ist das ein fetter Trigger für mich)
Ich merkte schon lange eine so starke Wut in ihr.
- ich wollte nach einem Gespräch wissen, ob sie noch wütend ist: Sie meinte Ja.
- Es kommt mir so vor, als wüsste sie nicht warum. In diesem Moment schlägt sie um sich.
Nach und nach sagte sie mir das folgende:
- sie fühlt sich schon lange nicht mehr zu mir hingezogen (was ich verstehe, wenn sie sich die ganze Zeit übergangen hat)
- sie findet es erbärmlich schwach, das ich im ersten Streit nicht gegangen bin (sie verachtet mich. Ich nehme an, sie verachtet sich, weil sie sich so lange übergangen hat...).
- Sie will das ich mich ändere
Wir haben gerade eine Stunde Eheberatung hinter uns. Sie will die Eheberatung und sagte: Sie denkt zu 80 % zu wollen, das es weitergeht, wenn ich mich ändere. Ich liebe sie, aber bei dem das eigentlich ich mich ändern soll hats mir echt die Spucke verschlagen. Denn sie scheint unreflektierter zu sein, als gedacht.
Also bei der Einsicht, das ich mich ein Jahr übergangen habe hätte ich mir über mich gedanken gemacht und nicht auf meinem Partner herumgehackt…
- Ich habe etwas Angst vor der Eheberatung: Sie hat ihre Geschichte in der ersten Stunde nicht auf den Tisch gepackt. Hier hätte ich die Frage,
o wie ich der Terapeutin bei Bedarf klar machen kann, das da etwas bei meiner Frau ist
o und ob ich es überhaupt sollte
- ich fühle mich ganz gesund. Wie schaffe ich es mich zu verteidigen ohne sie anzugreifen
- hat das ganze noch eine Chance? Hat das ganze noch eine Chance wirklich gut zu werden, mit Partnerschaft, Sex und allem? Wie komme ich da hin?
- Kommt die Dame euch bekannt vor?
- Habt ihr gute Fragen an mich oder Fragen die ich ihr stellen könnte?
- Wie gewinne ich ihr vertrauen und beende den Kampf zwischen uns?
Oder sonstige Tips?
Und zu guter letzt könnte ich noch ein paar aufbauende Worte vertragen.
Danke.
jo.
bin ziemlich kaputt...