So, den Faden finde ich nicht mehr, also versuche ich es neu.
Unser Vorteil: wir sind nicht alleine. Nicht alleine in der Wohnung und nicht psychisch alleine. Telefonieren mit Freunden, Familienhilfe, lieben Verwandten...
Gesundheitlich entschleunigt mich die Situation durchaus. Ich habe weniger Pflichttermine, weniger Termine zu verpassen (kein Elternabend, kein von der Schule abholen, kein für die Schule Sachen besorgen...)
Ein Arzttermin wurde gestrichen. Aber mal ehrlich, das KH wollte schon vor Corona nicht und suchte nach xzy abcdefg Möglichkeiten um keinen Termin vergeben zu müssen und schlimmer noch, um nicht untersuchen zu müssen.
Zu den Arztterminen, die statt finden, finde ich es entspannter. Öffentlich fährt nur wer muss. Keine Menschenmassen sondern wenige. Bei den Ärzten ist es gut terminiert und nur wenige da an Mitpatienten.
Keine "ich habe es sofort eilig und muss mit Schnupfen vor allen anderen dran kommen, weil meine Arbeit wichtiger ist als eure Gesundheit". Für Erkältungssymptome gibt es extrapraxen bzw. Möglichkeiten.
Hier halten wirklich viele Abstand. Dabei spreche ich mehr und entspannter mit anderen, als sonst. In einem vollen Wartezimmer wollte ich einfach nur meine Ruhe. Jetzt ist es so ruhig, dass 2-Personen Gespräche in der Wartereihe außerhalb durchaus angenehm sind. Diese ergeben sich, ohne aufgesetzt zu sein.
Schade finde ich, dass ich Freunde nicht mehr so treffen kann. Wir halten Abstand, weil wir den Sinn dahinter sehen. Auch wenn wir uns schon vermissen und unsere Gewohnheiten.
Schule klappt ganz gut und ich empfinde es als entspannter. Nun, inhaltlich ist noch einiges noch nicht erledigt. Für mich als Erwachsene fallen sehr viele Termine, Erledigungen, Besorgungen, Organisationen weg.
Technisch habe ich nachgerüstet, das hat mich heute einige Stunden gekostet. Dafür kann mein Kind dann entspannter am Online-Unterricht teilnehmen. Die Schule ist top organisiert ! Vorher wurde geprüft, dass kein Kind (via Elternorganisation) durch das Raster fällt. Dann kam schon einiges ausgedruckt mit ersten Infos. Seither alles über E-Mail und 2 Schülerfreundlichen Apps, die auf Datenschutz geprüft wurden. Ich muss nur die Tastatur räumen und gelegentlich etwas ausdrucken.
Elternbriefe sind sachlich, ohne Panik mache und doch so, dass hervorgeht, dass für verschiede Szenarien geübt und geprobt wird. Überlegungen wie Schule vor Ort (für Abschlussklassen und später) sowie Schule online aussehen kann.
Da nichts offen hat, gibt es auch keinen Freizeitstress. Ich kann vieles gesundheitlich nicht machen, Kind würde gern, wenn offen ist... Es ist nicht offen, also gibt es kein abwägen. Kein Vergleich mit anderen, wer was darf.
Wenn wir im soweit erlaubten Freien sind, fühle ich mich wie im Guten Teil meiner Kindheit. Abends Erwachsenenstimmen, tagsüber Kinderstimmen. So wie früher an Wochenenden , wenn es noch früher Abend war.
Was mich ärgert, sind jene, die für eigene Zwecke Kinder mit Gewalterfahrungen heranziehen, um zu begründen dass...
Aufmerksam sein finde ich sehr wichtig. Mich ärgert eher die Doppelmoral: vorher: selbst schuld, wer verprü*** wird. Jetzt: oh, die armen Kinder, denen muss man helfen, lasst sie zur Schule (danach aber wieder ins Gewaltumfeld, weil helfen kann man ihnen ja nicht)
Was mich ärgert ist auch Doppelmoral gegenüber dem medizinischen Bereich: vorher: selbst schuld, wer einen unterbezahlten Beruf erwählt hat. Hat es wohl nicht zu was besserem gebracht. Jetzt: bitte durchhalten, durchhalten durchhalten aber nur vorübergehend mit Bonus, damit man danach niemandem die Wurst vom Brot klaut, weil man selbst schuld hat, einen unterbezahlten Beruf mit vielen unbezahlten überstunden zu wählen.
von denen, die in den letzten Wochen viel geklatscht waren, waren oft jene, die davor von oben herab.
Diese Doppelmoral macht mich wütend und traurig.
Bessere Arbeitsbedigungen und weniger mit Füßen treten, denen gegenüber die weniger verdienen und hart arbeiten, wäre schon mal was. Aber dazu müsste manja umdenken, dazu müsste man sich eingestehen, dass es nicht an einem selbst liegt, wenn eine Brache mehr oder weniger verdient.
Genug genervt. Wir versuchen das daraus zu machen, was möglich ist.
Edit: von Nachrichten, besonders von Spekulationssendungen halte ich mich fern.
Ich schaue einmal am Tag (oder alle paar Tage) die Nachrichten zeitversetzt an. Nicht abends, sondern am nächsten Tag.
Ich lese die Elternbriefe (sehr gut geschrieben und informiert über das schulisch relevante)
Und ich bin in einem anderen Forum, wo es weniger um Nachrichten, sondern eher um Austausch mit anderen Eltern geht. Mehr oder weniger.. Dort lese ich aber auch nicht alles.
Da wir gefühlt mehr Zeit haben, nutze ich mit Kind zusammen eher Unterhaltungsmedien, die uns gut tun. Serien, Filme, usw.
_________________ Reden ist Silber, Schweigen ist Gold... und wer bezahlt (dafür)?
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