Gerade noch habe ich mir gedacht: Eigentlich ist das Leben total lustig. Da fährt ein kleiner LKW mit einer Werbeaufschrift eines Umzugsunternehmens mit dem Slogan "Inkompetent, unfreundlich, teuer". Da ist in den Nachrichten das Profil von Angela Merkel als Schattenriss von der Seite- und sie sieht da so unvorteilhaft aus wie ein Wahlross bei der Misswahl. Und da steht in einer Frauenzeitschrift ein Artikel über irgendeine High-Society-Tuss, die eine ausgefallene Handtasche mit Tragegriff in diamantenbesetztem Schlagringdesign hat und die wird am Flughafen wegen Waffenbesitz festgenommen (obwohl sie die Tasche auch hätte abgeben wollen- aber das ließen die Beamten nicht zu).
Tja und kaum denkt man so, klingelt das Telefon und - meine Mutter ist wieder am Hörer und jammert vor sich hin. Vor einigen Tagen noch behauptete sie, die Bank hätte Omas Nachlass nicht auf ihr Konto, sondern irgendein fremdes überwiesen und ich müsse nun sofort zu ihr kommen und das regeln. Mein Hinweis, ob das nicht auch jemand vor Ort machen könne, schmetterte sie zur Seite, dass sie ja niemanden in ihre Finanzen schauen lassen wolle und das niemanden etwas anginge. Dann habe ich nur telefonisch versucht, mit ihr zu klären, was nun sei. Gestern nun hatte sie das Gespräch bei der Bank. Heute hab ich sie angerufen und gefragt, was bei rausgekommen sei. Ja, es hätte alles seine Richtigkeit. Wie?, fragte ich, jetzt plötzlich? Ja, nein, jammer, ich hab ja alles vergessen, ich versteh das nicht usw. jammerte sie. Mit viel Geduld ließ ich mir dann ihre Kontoauszüge vorlesen und die von Oma- Fazit: Es gibt kein Problem, das Geld ist auf dem richtigen Konto, nämlich Mamas. So nun eben rief sie wieder an. Sie wollte mich doch nur mal hören, ihr ginge es nicht gut. Ja, sagte ich, dann musste auch mal was machen. Sie wüsste nicht was, wir (Frank und ich) müssten doch für sie da sein, es sei doch alles so schwer. Da meinte ich, nicht nur Tabletten schlucken, sondern auch mal zu nem Psychologen oder ne Kur. Was eine Kur sei, meinte sie. Na wo man mit nem Psychologen redet und Sport macht und spazieren geht und bastelt usw. Sie meinte, sie könne das doch gar nicht mit ihrem Knie. Ich mit engelsgeduld, dass die sie ja keinen leistungssport machen lassen, sondern nur das, was geht. Anderen dort würde es doch auch ähnlich gehen. Sie wüsste aber nicht wo und mit wem. Ich meinte, da sind ja andere Leute und sie solle mal mit ihrem Arzt darüber reden, der kümmere sich darum dann schon. Jaja.... (das hieß dann wohl "leck mich am a..." sie wirds nicht machen).
Ich meinte, sie müsse eben auch mal was tun und nicht nur jammern. Würde sie doch gar nicht tun, behauptet sie. Ja und tschüss mit dieser Leidensstimme.
Ich reagiere inzwischen derart agressiv auf diese Leidensstimme. Ich meine, jedem seinen Kummer- aber immer MIR das aufdrücken und jeden anderen Vorschlag abwehren. Und alle paar Tage dann die Frage, ob ich nicht wieder in die Heimatstadt ziehen wolle.....nein will ich nicht. Und ich weiß nicht, wie oft ich das noch sagen will. Ich will nicht ständig präsent sein. Ich will ein Leben.
Und schon ist die gute Laune wieder dahin.
LG, Pu (die einfach mal Luft machen wollte und alles braucht- außer den Spruch "Aber es ist doch deine Mutter und sie hat ja sooo viel für dich getan")
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